Provenienzforschung zu Sammlungen aus kolonialen Kontexten erfordern eine besonders respektvolle und sensible Herangehensweise. Die Provenienzrecherche an sich, aber auch die Anerkennung der Bedeutung und des kulturellen Wertes für die Herkunftsgesellschaften, bilden die Grundlage für den Dialog mit ebendiesen. In diesem Zusammenhang müssen die eurozentrierten Erzähl- und Sichtweisen der Museen überdacht und die Sammlungsverwaltung kritisch hinterfragt werden.
Diese Broschüre zeigt den derzeitigen Stand der Provenienzforschung in der Schweiz in Bezug auf Sammlungen aus kolonialen Kontexten auf. Sie führt auf, welche Objekte prioritär auf ihre Herkunft untersucht werden müssen. Weiter gibt sie Hinweise zu den Quellen, die konsultiert und zu den Kontaktpersonen und Netzwerken, welche einbezogen werden müssen. Die vorgestellten Praxisbeispiele basieren auf abgeschlossenen oder laufenden Initiativen und zeigen unter anderem auf, wie Projekte in der Provenienzforschung zu Sammlungen aus kolonialen Kontexten ausgestaltet sein können.
Das Ziel der Broschüre besteht darin, Museen aller Bereiche für dieses komplexe Thema zu sensibilisieren, ihnen Denkanstösse, konkrete Vorschläge und praktische Empfehlungen zu liefern. Die Broschüre will die Museumsfachleute ermutigen, die Herkunftsgesellschaften und deren Wissen aktiv in ihre Forschungen einzubeziehen, um eine mehrstimmige Dokumentation ihrer Sammlungen zu fördern. Über die grundlegende Provenienzforschung hinaus, soll zusammen mit den Herkunftsgesellschaften über mögliche Formen der Kooperationen, der gemeinsamen Nutzung der Sammlungen, Wiedergutmachungen oder Rückgaben nachgedacht werden.
VMS, 2022, 16 Seiten
Autoren: Claire Brizon, Sarah Csernay, Jonas Lendenmann, Floriane Morin, Olivier Schinz, Patricia Simon, Esther Tisa Francini und Béatrice Voirol