MUZOO überzeugte die zehnköpfige Jury mit seiner besonderen Kombination aus Naturhistorischem Museum und zoologischem Garten. «Es ist ein innovatives Museum, das die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Umwelt erforscht. Seine Ausstellungen thematisieren die biologische Vielfalt durch einzigartige Besuchererfahrungen, die einen direkten Kontakt mit Tieren ermöglichen», hiess es in der Begründung. Auch die aktive Einbindung der Menschen aus der Region zeichne das Museum aus, welches dadurch zu einem lokalen Zentrum für Themen rund um die Biodiversität wurde.
Unter den insgesamt 42 Nominierten aus 18 Ländern waren neben MUZOO drei weitere Museen aus der Schweiz: Die Enter Technikwelt in Solothurn, der Gletschergarten in Luzern sowie das Internationale Museum der Reformation in Genf.
Auch kleine regionale Museen preiswürdig
«Die Museumsstruktur in der Schweiz ist sehr lokal ausgerichtet. Wir habe unglaublich viele und eben auch sehr viele gute Museen. Dass kein grosses Flaggschiff, sondern ein kleineres, regionalen Museum mit dem Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet wurde, spricht für die Qualität dieses Museums und zeigt, dass solche Museen erkannt werden und auch im europäischen Vergleich durchaus preiswürdig sind», sagte Beat Hächler, Direktor des Alpinen Museums in Bern und seit mehreren Jahren EMYA-Jurymitglied.
Nachhaltigkeit werde auch für den Museumssektor immer wichtiger, wobei MUZOO mit gutem Beispiel vorangehe. Dabei betonte Hächler insbesondere den «Community-Aspekt». Die Menschen vor Ort aktiv einzubeziehen, auch das sei nachhaltig.
Der European Museum of the Year Award ging in diesem Jahr an das Manchester Museum aus Grossbritannien für seinen aussergewöhnlich integrative Ansatz, wodurch ein «ein inklusiver Ort für Alle» geschaffen wurde, hob die Jury heraus.
Oscar der Museumswelt
«Der Preis ist schon so etwas wie ein Oscar der Museumswelt, der hohe ethische Werte wie Demokratie, Menschenrechte und Inklusion verkörpert», sagte Beat Hächler. Gerade in diesen Zeiten sei es wichtig, diese Werte sichtbar zu machen und zu pflegen.
So ging der Preisverleihung eine mehrtägige Konferenz voraus, die unter dem Motto «Remambrance and Solidarity for Collective Action» stand. Alle Nominierten hatten die Gelegenheit, ihre spannenden Konzepte und Projekte vorzustellen und in Podiumsdiskussionen zu erörtern.
Allein diese Gelegenheiten zum gegenseitigen Austausch war zahlreichen Teilnehmenden erklärtermassen die Reise wert. Zwar ist vielleicht nicht jede Institution gleichermassen aber doch der Museumssektor als Gemeinschaft zunehmend mit Herausforderungen konfrontiert, die von Angriffen auf die freiheitlichen demokratischen Werte bis hin zum Kampf gegen die Klimakrise reichen.
Museen als Verteidiger demokratischer Werte
Dabei werde die Rolle der Museen als Verteidiger dieser Grundwerte sowie als regionale Begegnungsstätten und Bildungseinrichtungen immer wichtiger, sagte Hans Looijen, Interims-Vorsitzender des Europäischen Museum-Forums. Bei mehr als 15.000 Museen in Europa erreiche der Sektor über 500 Millionen Besucher jedes Jahr «und kulturelle Teilhabe stärkt die Demokratie.»
Hanna Wróblewska, polnische Ministerin für Kultur und nationales Kulturerbe bezeichnete Kultur als «universelle Sprache der Werte». So seien Museen eben nicht nur Wächter der Geschichte, sondern entscheidend am gesellschaftlichen Narrativ der Gegenwert und der Zukunft beteiligt.
Die EMYA-Konferenz fand vom 21. Bis zum 25. August in Bialystok in Polen statt. Gastgeber war das Sybir Memorial Museum, das 2024 den Museumspreis des Europarats gewonnen hatte.
Dieser Preis ging in diesem Jahr an das Haus der Baskischen Sprache in Bilbao, Spanien. Das Museum führt die Tradition fort und wird im kommenden Jahr die Konferenz und Preisverleihung ausrichten.